Es sollen rote Tulpen blühen

Die Stadt Karabasch im Ural galt zu Sowjetzeiten als schmutzigste Stadt der Welt. Seit dem 20. Jahrhundert sorgt das dortige Kupferschmelzwerk für Arbeit, aber auch für Millionen Tonnen Kupferschlacke.

Die Stadt Karabasch im südöstlichen Ural an der Grenze zwischen Europa und Asien galt für die UNO zu Sowjetzeiten als schmutzigste Stadt der Welt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sorgt das dortige Kupferschmelzwerk mit seinen rauchenden Schloten für Arbeit, aber auch für Millionen Tonnen Kupferschlacke, die sich zu schwarzen Abraumbergen türmt und vom Wind im gesamten Tal verteilt wird. 

Beißende Nebel aus Schwefelgasen und feiner Zinkstaub sorgen im idyllisch gelegenen Ural-Tal dafür, dass die Bäume bereits im Sommer ihre Blätter verlieren und die Menschen mit Ende 40 schon auf den Tod zugehen können. Doch trotz der allgemein niedrigen Lebenserwartung verlassen die Karabasch-Bewohner nicht ihre Heimat, die wegen ihrer Bodenschätze und ihrer fruchtbaren Erde auch die „russische Schweiz“ genannt wird. Sie haben die Hoffnung nicht verloren, dass Auslandsinvestoren das Kupferwerk eines Tages auf West-Standard bringen, was auch den Einbau von Filteranlagen bedeuten würde. Ein leitender Angestellter des Kupferwerks spricht bei der Kaffeepause mit seinen Leuten gelassen aus, was alle wünschen: Im jetzt noch grauen Tal „sollen wieder rote Tulpen blühen“. Den Optimismus und die Lebenskraft der Einheimischen halten die Autoren Ingeborg Jacobs und Hartmut Seifert in ihrer Langzeitdokumentation „Es sollen rote Tulpen blühen“ fest, die sich über drei Jahreszeiten erstreckt. Ohne Kommentar und erklärenden Text gelingen den Filmemachern Einblicke in das Leben in Karabasch, in denen die Endzeitlandschaft angesichts der Zukunftsgewandtheit der Protagonisten allmählich in den Hintergrund tritt. 

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