Der Tag des Sieges

Am 9. Mai gedenkt man in der ganzen ehemaligen UdSSR des Sieges über Deutschland und den Faschismus. In Wolgograd (früher Stalingrad) sowie in Kaliningrad (früher Königsberg) und anderen Städten des ehemaligen Ostpreussen fängt Ingeborg Jakobs Bilder von den Vorbereitungen für das Fest am Nationalfeiertag ein. Sie stellt den wenigen Kriegsveteranen, die noch am Leben sind, aber auch den jüngeren Generationen ganz einfache Fragen: «Was feiern Sie heute, was bedeutet Ihnen dieses Ereignis?»

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Die Antworten fallen sehr verschieden aus, da sie von persönlichen Erlebnissen, der politischen Einstellung und auch von der neuesten Aufarbeitung der Geschichte beeinflusst sind. Einer der Veteranen rühmt im Beisein eines Kindes seine damalige physische Leistungsfähigkeit, der er sein Leben verdankt. «Das war ein völlig sinnloser und grausamer Krieg!», ereifert sich ein anderer, bis ihn jemand sanft zu beruhigen sucht. Ein ehemaliger Frontkämpfer lässt sich in einer nationalistischen Tirade über die NATO und Fernost aus, während seine Gefährtin leidenschaftlich hinzufügt :« Wir geben nichts heraus, weder Kaliningrad noch die Insel Sachalin…» Zwei weitere ehemalige Kriegsteilnehmer erkennen zwar das Grauen dieses Krieges an, bestehen aber darauf, dass die Festlichkeiten einen positiven Einfluss auf die Jugend hätten. Die junge Generation wiederum feiert einfach das Ende eines blutigen Krieges.

Nichts erfasst das Pathos des Gedenkens besser als die Kamera von Hartmut Seifert, wenn sie den halb leeren Vorplatz einer Gedenkstätte absucht und dabei die Reden schwingenden, mit Orden dekorierten Funktionäre und ihnen gegenüber einige auf dem trostlosen Platz verlorene Überlebende und Jugendliche beobachtet. 

(bb)  © visionsdureel 2001

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